Ich war gerade im Ödland unterwegs, als ich diese Stimme hörte:
„Pssst. Hey, du!“
Ich sah mich um und fand einen Gnomen, versteckt hinter einem Stein.
„Wer ich?“
„Pssst, genau. Komm mal her.“
Ich ritt näher. Er sah aus wie alle Gnome, vielleicht eine Spur verhuschter, den Teint optimal an das Ödland angepasst.
„Da hast du aber eine schöne Raubkatze bei dir. Ein Broken Tooth nicht wahr?“
Der Sympathiefaktor für diesen Gnom schoss enorm in die Höhe. Endlich ein Kenner.
„Wusstest du schon, dass du einem Broken Tooth das Fliegen beibringen kannst?“
„Das Fliegen?“
„Psssst, genau! Dies ist eine besondere Fähigkeit, über die nur rare pets verfügen.“
Ich war verblüfft.
„Aber wie?“
Er öffnete seinen langen, bis zum Boden reichenden Mantel. Die Innenseite war voll mit kleinen Täschchen, in denen Elixiere in allen Farben des Regenbogens glänzten und glitzerten. Er entnahm eine Phiole aus leuchtendem Orange.
„Das hier“, sagte er, „ist der Trank, der Katzen fliegen lässt. Ich nenne ihn: den Trank des weißen Killerkarnickels.“
„Der Trank des weißen Killerkarnickels?“
„Pssst, genau!“
Nun gut, vielleicht hatte sich jemand bei der Lokalisierung der deutschen WoW-Version vertan. Killerkatze wäre mir passender erschienen. Aber egal.
„Wie, wie….?“
„Willst du ihn haben?“
Natürlich wollte ich.
„Pass auf, dort hinten ist eine Schlucht. Darin leben weit hinten Drachen. Ich rede nicht von den Drachkinbabies, sondern den Großen! Sie sind gefährlich – Elitedrachen der Stufe 44. Du musst einen zähmen, um seine spezielle Fähigkeit zu lernen – Drachen könnten aufgrund ihrer Schwere gar nicht fliegen, deshalb haben sie diese spezielle Flugfähigkeit. Und einen musst du töten, um an sein Drachenherz zu gelangen. Wenn du es mir bringst, braue ich daraus neue Tränke. Und du erhältst das Rezept. Dann kannst du aus Golddorn, Flitzdistel und einem Fläschchen Drachenelixier, das du aus den Herzen herstellst, den Killerkarnickeltrank brauen. Gib ihm deinem Tier, nachdem du ihm die Drachkinflugfähigkeit beigebracht hast, und es wird sich in die Luft erheben.“
Ich konnte es kaum glauben. Aber ich gab Sugar in einen Stall und ritt los. Tat alles so, wie der Gnom es mir gesagt hatte. Starb ein Mal und ein zweites Mal. Bis ich beim dritten Mal einen Drachen gezähmt hatte. Er half mir, den zweiten Drachen zu töten, um an dessen Herz zu kommen. Gern hätte ich dieses feuerspeiende Flugtier bei mir behalten, aber es zeigte sich, dass sie sich nicht dauerhaft zähmen lassen. Kein Jäger dieser Welt kann das Futter besorgen, dass sie brauchen. Kurz nach dem Kampf wurde der Drache so rebellisch, dass er sich gegen mich wand und ich ihn töten musste. Zum Glück für mich war er durch den anderen Drachen so schwer verletzt, dass ich ihn – trotz aller Hilfstränke – erst im letzten Moment töten konnte, bevor ich selbst gestorben wäre.
So kam ich an das zweite Herz.
Ich holte Sugar und ritt zu dem Gnom.
„Ich habe es geschafft, jetzt musst du mir das Rezept geben.“
„Pssst, genau – das Rezept. Aber erst will ich ein Herz haben.“
Ich gab es ihm, erhielt 8000 Erfahrungspunkte und das alchimistische Rezept, aus dem ich sofort ein Fläschchen Drachkinelixier braute. Golddorn hatte ich dabei, aber keine Flitzdistel. So musste ich erst an die Küste von Menethil. Doch dann braute ich das Elixier und als ich allein in Uldaman gegen eine Übermacht von Zwergen und Troggs kämpfen musste, um mir Zaubersteine zu besorgen, da gab ich es Sugar. Und siehe, der Gnom hatte nicht gelogen. Meine Katze flog und versetzte die Höhlenbewohner in einen solchen Schrecken, dass sie ihre Zaubersteine freiwillig von sich warfen und schreiend das Weite suchten. Ein vertrauenswürdiger Paladin des Lichts, passenderweise Mitglied einer Drachengilde, war mein Zeuge!
Also, hochgeschätzte Wanderer des Silbermondes. Wenn ihr je wieder ins Ödland kommen solltet, sagt dem Gnom, dass ihr Sugar habt fliegen sehen, wie der Trank es befahl!