„Kinder bleibt auf den Wegen, sonst frisst euch die böse, alte Spinne!“, hatte unsere Lehrerin in Shadow Glen stets zu uns gesagt. Doch was für kleine Nachtelfen der Schlüssel zum Überleben ist, mag sich für einen großen Jäger ins Gegenteil verkehren. Und wer sich – wie Palanar oder ich – eine Sammeltätigkeit wie Kräuterkunde gesucht hat, der muss förmlich abseits der Wege die Landschaft durchstreifen, immer auf der Hut vor wilden Tieren und Unholden.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich diese Taktik im Sumpfland etwas vernachlässigt hatte. Im Arathihochland sollte es anders werden, zumal dort – wie Palanar mir geflüstert hatte – einige wirklich schöne Kräuter zu finden sein sollten. Mit gepardenschnellen Beinen und Kitten an meiner Seite schlich ich also um grässliche Spinnen, geifernde Raubvögel und sprungbereite Raptoren herum, tötete manch einen, der es wagte, genau über einer seltenen Pflanze seine Notdurft zu verrichten, und arbeitete mich so die Hänge entlang.
Ich war gerade ein wenig traurig darüber, dass in diesem Land auf eine wundervolle Pflanze scheinbar zwanzig bösartige Tiere zu kommen schienen, als ich einen versteckten Pfad entdeckte. Wohin mochte er führen? Es ging entlang der Burg Stormgarde, die ich bereits einige Tage vorher mit einer Gruppe in zähem Kampf erobert hatte. Sollte dies zu einem Hintereingang der Burg führen? Ich war aufgeregt über die mögliche, bevorstehende Entdeckung.
Immer wieder lauerten mir Raubvögel auf, an denen aufgrund des schmalen Weges kaum vorbeizukommen war. Doch für Kitten und mich stellten sie kein Hindernis dar, selbst wenn sie zu zweit kamen. Dann stand ich vor einer Höhle. Würde ich einmal mehr eine leere, pilzüberwucherte Enttäuschung erleben? Nein, die Höhle entpuppte sich als tunnelartiger Durchgang, ähnlich wie im Steinkrallengebirge. Doch statt abgeholzter Wälder erwartete mich ein wundervoller Ausblick – die Faldirbucht. Ich hatte etwas gefunden!
Vor mir ragten die Wracks versunkener Schiffe aus dem Wasser, bewacht von wilden Unterwasserhexen. Dort gab es sicher etwas zu holen. Aber was? Ich hatte keinen Auftrag. Aufmerksam schaute ich mich um. War nicht auf der anderen Seite der Bucht etwas? Ich schwamm hin. Vor mir ragte ein Schiff auf, bewacht von wilden Piraten. Ich schlich mich an und entdeckte zu meiner Freude, dass sie nicht feindlich gesinnt waren. Es waren Blackwater-Piraten, deren Freundschaft ich mir verdienen konnte. Es würde mir einige Belohnungen bringen: Erfahrung, Geld und einen guten Ruf in Booty Bay. Allerdings würde ich mir mit dieser Hilfe auch die ewige Feindschaft der Blutsegel-Bukaniere – der Helfershelfer der unsäglichen Defias – zuziehen. Sei’s drum, auf dieses Gesindel konnte ich verzichten.
Allein war diese Herausforderung nicht zu bewältigen. Und der Untergrund war tief, ohne Tauchtränke keine Chance. Also bat ich um Unterstützung und die Gilde war zur Stelle: Majestics kam, die sich gerade um die Rettung unserer Gilde verdient gemacht hat, und mein guter, alter Gefährte Palanar. Während wir warteten, trafen wir in der Zuflucht meine alten Bekannten Naquadah und Jjn von der Gilde der Nightelves und legten mit ihnen nach den obligatorischen Duellen ein Tänzchen hin, das viele Zuschauer anlockte und für brüllendes Gelächter sorgte.
Eine Jägerin namens Xorxi schloss sich uns an. Sie war auf der selben Stufe wie ich, doch schienen wir nicht die gleiche Schule genossen zu haben. Bereits auf dem Weg von der Zuflucht zur Bucht geriet sie mit wirklich jedem Tier, dem wir begegneten, in Streit. Immer wieder mussten wir zurück, um sie vor dem sicheren Tod zu retten.
Wir holten unseren ersten richtigen Auftrag und geleiteten einen Forscher in eine Höhle. Die Wasserelementare, die ihn dort anfallen wollten, besiegten wir leicht. Dafür bekamen wir Brillen, mit denen wir unter Wasser versteckte Edelsteine entdecken konnten, eine wunderbare Sache! Nur fehlte es an Tauchtrank. Wir angelten, damit Palanar und ich Tränke herstellen konnten. Doch die Ausbeute an entsprechenden Fischen war niedrig und uns fehlte genügend Würgetang. Also flog Palanar kurz nach Ironforge ins Auktionshaus. So ausgerüstet, starteten wir.
Der Anfang war leicht, die Edelsteine schnell entdeckt und die Nagafrauen, die um sie streiften, stellten kein wirkliches Problem dar. Wir wurden leichtsinnig. Doch Xorxi war nicht wirklich ein vollwertiges Mitglied der Gruppe. Zudem waren die beiden Druiden als Robben wesentlich schneller als wir beiden Jäger in unserer Elfengestalt. Als wir uns so ein wenig aus den Augen verloren, stießen wir in den Schiffen auf Hinterhalte, wurden gefesselt und starben. Nachdem uns dies zwei Mal passiert war, waren auch die Unterwassertränke zu Ende. Wir waren traurig und frustriert.
Also verabredeten wir uns auf den anderen Tag, um Rache zu nehmen. Majestics und Palanar waren zur Stelle und ein neues Gildenmitglied mit dem ungewöhnlichen Namen fritzwalter begleitete uns. Dabei gelang Fritz ein absolutes Novum: er starb bereits, bevor wir auch nur den ersten Schritt getan hatten. Dies lag daran, dass er zu nah ans Freudenfeuer der Zuflucht geraten war. Während er sich innerlich in Meditation zurückgezogen hatte, entzog ihm dies nach und nach seine ganze Gesundheit. Als er wieder zu Bewusstsein kam, war er tot. Doch er trug es mit Humor.
Als wir bereits in der Bucht waren, schloss sich auch Xorxi unserer Gruppe an, doch als sie bereits auf dem Weg zu uns mehrmals starb, verlor ich die Geduld mit ihr. Sicher, auch ich habe meine chaotischen Tage. Doch wie konnte jemand auf Stufe 36 gelangen, sich aber noch benehmen wie in Shadow Glen?
So blieben wir zu viert. Mit Fritz hatte ich am Tag zuvor bereits einen Kampf zusammen bestanden und wusste ihn als Verstärkung zu schätzen. Er holte sich seine Aufträge und wir starten. Diesmal mit System: immer beieinander bleiben! Majesticx führte uns, Fritz und ich Seite an Seite, Palanar als Nachhut. Wo wir am Tag zuvor gescheitert waren, räumten wir diesmal unter den Nagas auf und fanden in den Schiffen nach und nach alle gesuchten Karten. Nur eine versteckte sich, bis Fritz sie fand: an einer Wand hängend.
Wir halfen ihm noch, alle Edelsteine zu finden und kehrten beladen zu den Piraten zurück, uns unsere Belohnung abzuholen. Dabei hatte Palanar anfangs noch einen Auftrag aus Booty Bay erhalten, den es ebenfalls hier mit Bravour zu bewältigen gab – während uns einer der anderen wieder zurück nach Booty Bay führen sollte.
Aber das ist eine andere Geschichte und wird vielleicht nie erzählt werden.
[…] Gruppenbild mit drei Robben ergeben hat. Und natürlich ging diesmal alles glatt. Siehe: Aus dem Tagebuch eines Nachtelfen – Das versunkene Riff. 1. August 2006 | Quests […]
Grade heute wieder gelesen – also fast vier Jahre später – und richtig wehmütig geworden. War ne richtig schöne Zeit damals! Als wir schon relativ fit waren, aber immer noch neugierig in einem fremden Land und nette Gildis umeinand hatten. Haaaach… 😉